Serge Brignoni

Exponate: Bilder und Skulpturen

Dauer: 25. April bis 27. Juni 2004


Nach den Ausstellungsschwerpunkten Figurative Schweizer Kunst und konstruktive, konkrete Schweizer Kunst zeigt die Fondation Saner mit der Ausstellung „Serge Brignoni“ erstmals einen der bedeutendsten Schweizer Maler und Plastiker des Surrealismus. Der im Tessin und Bern aufgewachsene Serge Brignoni begab sich nach Studien in Berlin an die Académie de la Grande Chaumière in Paris, wo er noch das malerische bohèmehafte Paris der Vorkriegszeit erlebte. Unter anderem hatte ihn Picasso und seine Kunst angezogen, er erlebte den Kubismus und den Surrealismus aus erster Hand.

Nach den ersten aussergewöhnlichen Erfolgen im Paris der dreissiger Jahre hatte Serge Brignoni 1940 nach seiner vom Krieg erzwungenen Rückkehr in die Schweiz vorerst nur mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Schon bei der Niederlassung in Bern war ihm beschieden worden, er werde einen schweren Stand haben, falls er weiterhin „geistige Sachen darstellen“ wolle. Dies hing mit dem allgemeinen Problem der Avantgarde-Künstler zusammen, sich gegen den vorherrschenden Publikumsgeschmack und die etablierten Maler durchzusetzen, die sich vorwiegend der Darstellung der heimatlichen Idylle verschrieben hatten.

Der Durchbruch der abstrakten und konkreten Kunst erfolgte schliesslich in den fünfziger Jahren, doch waren dann die Vertreter des Surrealismus schon wieder als „veraltet“ an den Rand gedrängt. Erst der Umbruch der Stimmung in den siebziger Jahren brachte den grossen Erfolg, auch wenn der Beitrag der Schweizer Surrealisten international auch heute noch zuwenig beachtet wird.

Brignonis Bildgestaltung mit seinen organischen Formen und intensiven Farben geht von Kontrasten und Akzenten aus. Das Fliessende, die Verwandlung, Abläufe in der Natur, ja alle Stufen der Evolution, aber auch weite kosmische Landschaften, weibliche Figuren und Pflanzen sowie ihre Durchmischung sind zu seinen immer wieder variierten Themen geworden – und dies in verschiedensten Techniken wie Malerei, Collage, Radierung und Plastik.

Seine Bilder, in denen sich Konturlinien frei verschieben und Farbflächen einander überlagern, sind bei aller Bewegung kompositionell raffiniert ausbalanciert; die Farben und Formen stehen in einem ausgewogenen Gleichgewicht.

Brignonis Bilder eröffnen phantasievolle neue Welten; sie ermutigen den Betrachter, sich seinen Assoziationen und Ahnungen hinzugeben und so nach Möglichkeit eigene Erlebnisse aus diesem Abenteuer zu ziehen.

Brignonis Werk fand schliesslich sein Publikum in vielen Ausstellungen sowie seine Interpreten in mehreren Katalogen und Büchern – diese reichen vom ersten Buch von Guiseppe Curonici 1980 über den Bildband von Fritz Billeter 1997 bis zur grossen Monografie zum hundertsten Geburtstag von Manuela Kahn-Rossi und Steffan Biffiger 2003, um nur die drei wichtigsten zu nennen. Werke von Brignoni befinden sich in vielen Museen und in öffentlichen und privaten Sammlungen. Heute gilt er unbestritten als einer der bedeutendsten Schweizer Maler und Plastiker des 20. Jahrhunderts.